Manchmal ist das Leben schon verrückt…

Guten Tag liebe Leserinnen und Leser.

Da habe ich im letzten Beitrag Chico als Prototypen mit Verbesserungspotenzial bezeichnet. Dies vor allem mit Blick auf seine Kompatibilität mit anderen Hunden.

Und was soll ich sagen? In unserem Sommerurlaub, natürlich auf unserer Lieblingsinsel Texel, zeigte er sich in vielen Fällen von einer ganz anderen Seite. Ob beim Spaziergang am Strand, einer Wanderung durch die Dünen oder in der Einkaufsstraße. Weitestgehend entspannt. Freudig mit unbekannten Hunden am Spielen. Tolerant gegenüber schnüffeln. Einfach unglaublich.

Okay, wenn es ein anderer Hund übertrieben hat, zu aufdringlich wurde oder sofort angesprintet kam, dann zeigte Chico natürlich sein bekanntes Verhalten. Spannung, Knurren und letztendlich lautes Gebell und ungebührlich in die Leine steigend. Das Ganze aber niemals gegenüber Menschen oder in der Fußgängerzone. Ich finde, das ist ein guter Fortschritt.

Auch als Fotomodell war er mit viel Geduld ausgestattet. Geduld ist eigentlich nicht seine Stärke.

In der Bildergalerie finden sie neue Fotos. Diesmal wieder mit ganz eigener Charakteristik. Ich wollte mal wieder etwas anderes als Standard. Mein Favorit? Dies hier:

Ganz dicht gefolgt von diesem:

Heikes Favorit ist dieses:

Aber letztendlich sind auch noch ein paar andere schöne Bilder gelungen. Mehr dazu in der Bildergalerie.

Um mal zu zeigen, wie groß er wirklich ist, kann dieses Bild dienen:

Heike ist ca. 172 cm groß. Und sie steht nicht perspektivisch gesehen hinter ihm.

Ein weiterer spannender Tag im letzten Urlaub war der Besuch des Osnabrücker Zoos. Meine Güte, war das alles spannend für den Hund. Tausend Nasen hätte er gebraucht. Überall gab es was zu erschnüffeln. Viele neue Eindrücke und Gerüche, die er noch gar nicht kannte.

Erstaunlich war auch hier sein Umgang mit der völlig fremden Situation. Kein Knurren, kein Bellen. Nur freudige Spannung und Erwartung. Aber auch zu gegebener Zeit völlig relaxed neben uns stehend und durch die Gegend schauen.

Einzig bei den Wölfen keimte vielleicht so etwas auf wie „Die Sorte kommt mir bekannt vor.“ Da wurde interessiert geschaut. Ganz genau verfolgt, wie sich die Stammväter und Stammmütter verhalten. Auch hier kein Knurren oder Bellen oder Unruhe.

Ganz anders war es dann am Freitagabend in der Raufergruppe auf dem Hundeplatz. Klar, seine Kumpels mit denen er immer zurechtkommt wurden stürmisch begrüßt. Das war es aber auch schon. Hingegen völlig elektrisch nach dem Motto „Ich bin hier derjenige der alles regelt.“, wenn auf den Nachbarplätzen sich Unruhe zeigte. Zack, Schwanz hoch, Anspannung, Sprint zum Zaun und Theater machen. Ich bin gespannt, ob das jemals anders wird.

Inzwischen hat der Alltag wieder Einzug gehalten. Da genießt er die letzten warmen Tage auf der Terrasse wenn wir von der Arbeit wieder zu Hause sind oder am Wochenende. Gerne auch im Fahrradanhänger, den er bislang sehr konsequent vermieden hat. Vielleicht bekommen wir es gemeinsam noch soweit hin, dass wir im nächsten Jahr damit wirklich hinter dem Fahrrad unterwegs sein können. Mal schauen.

Das war es für heute wieder einmal. Ich wünsche ihnen und ihren tierischen Freunden eine gute Zeit und verbleibe bis zum nächsten Mal ihr

Rüdiger Freudenberg

Chico ist ein Dogo Argentino Prototyp

Guten Tag liebe Leserinnen und Leser,

wenn ich mir unseren Chico so anschaue und ihn mit dem FCI-Standard vergleiche, ist er der optimale Typus Dogo Argentino.

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD: Es ist ein athletischer Hund, Mesomorph, Normaltyp, mit harmonischen Proportionen. Mit mächtigen Muskeln, agil, sein Aussehen vermittelt den Eindruck von Kraft, Energie und Stärke im Gegensatz zu seinem Ausdruck von Freundschaft und Sanftmut. Ganz weiss, darf nur einen einzigen dunklen Fleck auf dem Schädel haben.

WICHTIGE PROPORTIONEN: Mesozephal, der Fang ist gleich so lang wie der Schädel. Die Wiederristhöhe soll etwas höher als die Höhe der Kruppe sein. Die Tiefe der Brust entspricht mindestens 50 % der Widerristhöhe.
Die Länge des Körpers übertrifft die Widerristhöhe um 10 % (nicht
mehr)

KÖRPER: Rechteckig. Die Länge des Körpers (vom Buggelenk zum Sitzbeinhöcker gemessen) darf nur bis zu 10 % der Widerristhöhe übertreffen, nicht mehr.
Obere Profillinie: Höher am Widerrist, sanft abfallend zur Kruppe mit einer leichten Neigung. Bei Erwachsenen Hunde bildet sich eine mittlere Furche längs der Wirbelsäule durch den hervorheben der Wirbelsäulemuskulatur. Von der Seite angesehen darf sie nicht nachgeben.
Widerrist: Kräftig, gut markiert und hoch.
Rücken: Sehr kräftig und mit groβen muskulösen Betonungen.
Lenden: Kurz, breit, gut bemuskelt.
Kruppe: Breit und stark. Mittlere Inklination.
Brust: Breit und tief. Brustbein unter der Linie der Ellenbogen von vorne und seitlich gesehen um eine möglichst groβe Atmungskapazität zu gewähren. Thorax lang mit leicht gewölbte Rippen.
Untere Profillinie und Bauch: Etwas über die untere Linie des
Thorax aufgezogen, kräftig und mit guter Muskelverspannung.

RUTE: Lang bis zu den Sprunggelenken aber nicht weiter reichend, dick, mittelhoch angesetzt. In der Ruhe natürlich hängend, in der Aktion oder Bewegung in Bogen angehoben, weit nach oben gewölbt.
GLIEDMASSEN
VORDERHAND: Gerade, senkrecht mit kurzen und geschlossenen Zehen.
Schultern: Schulterblätter schräg, groβe Muskelbetonung, ohne Übertreibung.
Oberarm: Oberarmknochen von gleicher Länge wie Schulterblatt, gute Neigung.
Ellenbogen: Robust, von einer etwas dickeren und elastischen Haut bedeckt, ohne Falten oder Runzeln. Natürlich gegen die Rippenwand angelegt.
Unterarm: Gleich lang wie der Oberarm und senkrecht gestellt.
Knochen stämmig und gerade mit gut entwickelter Muskulatur.
Vorderfuβwurzelgelenk: Lang, in Verlängerung der Linie des
Unterarms. Ohne knöcherne Auswüchse oder Hautfalten.
Vordermittelfuβ: Etwas flach, von guter Knochensubstanz, von der Seite gesehen mit einer leichten Inklination, dürfen nicht nachgeben.
Vorderpfoten: Mit kurzen und geschlossenen Zehen. Fuβballen stark, dick und derb, vorzugsweise schwarz pigmentiert.
HINTERHAND; Muskulös, mit kurzen Sprunggelenken, geschlossene Zehen ohne Afterkralle. Mittlere Winkelung.
Oberschenkel: Zum Ganzen passend. Kräftig mit sichtbaren und sehr stark entwickelter Muskulatur.
Knie: Mit guter Winkelung.
Unterschenkel: Leicht kürzer als der Oberschenkel, kräftig und muskulös.
Sprunggelenk: Insgesamt sind Sprunggelenk und Hintermittelfuβ kurz, kräftig und stämmig, sie garantieren die Schubkraft der Hinterhand. Hinterfuβwurzel kräftig und Sprunggelenkhöcker ist sichtbar. Hintermittelfuβ stämmig, fast zylindrisch und senkrecht, ohne Afterkrallen.
Hinterpfoten: Wie die Vorderpfoten, auch wenn sie etwas kleiner und breiter sind, weisen sie die gleichen Merkmale auf.

HAUT: Gleichförmig, dick aber elastisch. Am Körper anliegend durch eine halb schlaffe subkutane Gewebe, ohne Falten, auβer in der Gegend des Halses, wo das Unterhautbindegewebe besonders schlaff ist. Vorzugsweise sollen die Ränder der Mundschleimhaut und der Konjunktiva schwarz pigmentiert sein.
HAARKLEID
Haar: Einheitlich kurz, glatt und ungefähr 1,5 bis 2cm lang. Dichte und Dicke sind verschieden je nach dem Klima.
Farbe: Reinweiβ. Es ist nur ein schwarzer Fleck oder dunkler Farbe am Schädel zulässig, dieselbe kann auch auf ein Ohr oder um das Auge herum sein. Die gröβe muss ein richtiges Verhältnis haben, diese darf nicht mehr als 10% der Fläche des Kopfes einnehmen.

FCI-Standard

Passt!

KOPF: Mesozephal, stark und mächtig. Schädel und Gesichtsachsen konvergent.
OBERKOPF
Schädel: Massiv, längs und quer konvex, durch die Betonung der Kaumuskeln und Nackenmuskeln.
Hinterhauptskamm: Der Hinterhauptskamm ist infolge der starken Entwicklung der Nackenmuskeln verwischt.
Stopp: Definiert, sollte nicht tief oder rechtwinklig sein.
GESICHTSSCHÄDEL: Gleich lang wie der Oberkopf, d.h. die Verbindungslinie der beiden Processus Zygomaticus des Stirnbeins ist gleich weit entfernt von den Hinterhauptskamm als von Vorderrand des Oberkiefers.
Nasenschwamm: Schwarz pigmentiert, mit weiten Nasenlöchern.
Fang: Die gleiche länge wie der Schädel, Nasenrücken leicht konkav.
Lefzen: Gespannt, mit freien Kanten, schwarz pigmentiert, nie lose hängend.
Kiefer / Zähne: Richtig positioniert, gut, stark entwickelte Kiefer. Gesunde Zähne, groβ und normalerweise implantiert. Es wird empfohlen ein Vollgebiss. Scherengebiss, Zangengebiss werden akzeptiert.
Wangen: Geräumig, markiert, durch eine starke Haut bedeckt, ohne Falten. Masseter gut entwickelt.

AUGEN: Mittlere Gröβe, mandelförmig, dunkel oder haselnussbraun. Augenlider vorzugsweise schwarz pigmentiert. Weit auseinander positioniert, lebhafter und intelligenter Blick, aber gleichzeitig streng.

OHREN: Seitlich hoch und durch den breiten Schädel weit auseinander angesetzt. Wegen der ursprünglichen Verwendung sollen die Ohren kupiert sein und aufrecht stehen, sie sind von dreieckiger Form und von einer Länge, die nicht grösser als 50 % der Länge des Vorderrandes der Ohrmuschel ist. Wenn sie nicht kupiert sind, sind sie von mittlerer Länge, breit, dick, flach und an ihrer Spitze abgerundet. Das Haar ist glatt und etwas kürzer als am übrigen Körper. Es können an den Ohren kleine Flecken auftreten, welche jedoch nicht strafbar sind. Ohren werden natürlich hängend getragen und bedecken die hinteren Partien der Wangen. Wenn der Hund aufmerksam ist, können die Ohren halbaufgerichtet sein.

HALS: Dick, gewölbt. Die sehr dicke Haut des Halses bildet Falten mit leichte Runzeln ohne eine Wamme zu bilden. Die Elastizität der Haut des Halses kommt davon, dass die Zellgewebe sehr lax ist.

FCI Standard

Passt!

Jetzt mal zu den Dingen, die man nicht gleich sehen kann. Das Wesen bzw. der Charakter.

Er sollte lautlos sein, nie auf der Spur laut geben, guten Geruchsinn, Witterung, wendig, kräftig, rustikal und vor allem mutig.

Er sollte nie aggressiv gegenüber Menschen sein, ein Merkmal das streng beobachtet werden soll. Er muss sich ohne Bedingungen oder Reserve seinen Herren völlig vertrauen.

FCI Standard

Tja, jetzt wird es ein wenig komplexer. Sein Verhalten wie im ersten Absatz beschrieben passt 1:1

Beim Rest leider nicht wirklich optimal. Mit hoher Wahrscheinlichkeit durch seine vorherigen Besitzer sind da viele Fehler gemacht worden. Angefangen bei einer mangelhaften Sozialisierung bis hin zum ausgeprägten Wach- und Beschützerinstinkt. Wobei der Standard kein Verhalten gegenüber Artgenossen beschreibt. Also sind wir aus der Nummer raus.

Es scheint in seiner Kindheit Prägungen gegeben zu haben, die ihn alten Menschen gegenüber zuweilen drohend bis aggressiv zeigen. Drohend durch Knurren, aggressiv durch bellen und nach vorne gehen. Je nachdem, wie der Gegenüber auf ihn wirkt. Ist der alte Mensch defensiv und kümmert sich nicht um Chico und schaut ihn vor allem nicht an, dann kann er mittlerweile damit ganz gut umgehen. Wird er angeschaut oder mit dem Blick fixiert, dann zeigt er oben beschriebenes Verhalten. Da wir das wissen, können wir mittlerweile solche Situationen in den meisten Fällen vermeiden.

Hat er das Gefühl, er müsse Heike beschützen, dann packt er sein ganzes Reservoir an Kraft und Vorwärtsdrang aus. Das hat leider auch schon einmal in einer Konfliktsituation mit Verletzung des Gegenübers geendet. Auch hier zeigen sich mittlerweile gute Fortschritte, dank dauerndem Training.

Gegenüber uns, unserer Familie und unseren Freunden ist er grundsätzlich freundlich und aufgeschlossen. Da wird mit allem Charme versucht zu gefallen. Da gibt es nicht den Hauch von Aggression oder Machtdemonstration. Was mal beim spielerischen Rangeln vorkommt, dass er versucht die Zähne einzusetzen. Das führt dann immer dazu, dass er, sobald er leichten Widerstand zwischen seinem Gebiss spürt, sich demutsvoll zurückzieht. Für uns auch in Ordnung. Wir können das Rangeln auch jederzeit problemlos beenden und so diese überschwängliche Reaktion vermeiden. Aber auch schmusig und gerne ganz nah bei seinen Menschen.

Er ist wirklich kein Hund für unerfahrene Hundehalter. Auch kein Hund für Halter, die mit den Eigenarten dieser Rasse nicht vertraut sind. Wir sind überzeugt, hätten wir Chico nicht aus dem Tierheim übernmmen, säße er dort heute immer noch oder schon wieder. Aber so ist es gut, wie es ist. Wir trainieren gemeinsam. Manchmal gibt es ärgerliche Situationen, die wir aber schon sehr weit reduzieren konnten.

Alles in allem kann ich sagen ein Prototyp von Dogo Argentino, wie er im Buche steht. Wie immer bei Prototypen: Der Feinschliff muss noch erfolgen. Da bin ich guter Dinge, dass wir das gemeinsam noch hinbekommen. Wir haben hoffentlich noch viele gemeinsame Jahre.

Damit bin ich für heute wieder einmal am Ende angelangt. Ich wünsche allen einen tollen Spätsommer und verbleibe mit den besten Wünschen.

Rüdiger Freudenberg